Grundlagen - Spielansagen, Handzeichen, Spielsteuerung: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Folgenden werden Elemente zur Steuerung des Spielgeschehens und der individuellen Spielintensität erläutert. Diese Elemente sollen helfen, dass sich das Spiel ungezwungen entfalten kann, jedoch trotzdem alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, das Spiel nach ihrem individuellen Empfinden zu modulieren. | Im Folgenden werden Elemente zur Steuerung des Spielgeschehens und der individuellen Spielintensität erläutert. Diese Elemente sollen helfen, dass sich das Spiel ungezwungen entfalten kann, jedoch trotzdem alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, das Spiel nach ihrem individuellen Empfinden zu modulieren. |
Version vom 4. September 2024, 16:41 Uhr
Spielansagen & Spielsignale
Stopp! – Der Ausruf "Stopp!" wird bei realen Gefahrensituationen oder bei anderweitiger Dringlichkeit einer unmittelbar erforderlichen Spielpause verwendet. Jeder Teilnehmende darf diese Anweisung ausrufen, wann immer es notwendig ist. Wird im Spielverlauf der Befehl "Stopp!" gerufen, ist das Spiel sofort und von allen Teilnehmenden zu pausieren. Die Spieler verbleiben an Ort und Stelle und jegliche Spielhandlungen werden eingestellt, bis die Situation geklärt ist. Das Stopp-Kommando kommt zur Anwendung, wenn echte Gefahr droht oder eine potentiell gefährliche Situation eintritt: Jemand ist real gestürzt, jemand hat sich real verletzt, in einer unübersichtlichen und dynamischen Szene wird ein im Wege stehendes Objekt ausgemacht, reale Ordnungshüter tauchen auf, etc.
Slow Motion! – Ein Spielkommando, welches gelegentlich bei unübersichtlichen und/oder sehr dynamischen Spielszenen zur Anwendung kommt, beispielsweise bei Kampfszenen. "Slow Motion!" bedeutet, dass das Spiel fortgeführt wird, jedoch aus Gründen der OT-Sicherheit und/oder der OT-Übersicht in verlangsamten Tempo. Das Spiel läuft quasi in Zeitlupe weiter, Bewegungen werden langsam, ruhig und überschaubar ausgeführt.
Timefreeze! – Das Kommando "Timefreeze!" bedeutet, dass das Spiel unmittelbar unterbrochen wird. Die Spieler verbleiben wie "eingefroren" an Ort und Stelle und pausieren ihr Spiel. In der Regel wird diese Spielansage nur von der Spielleitung eingebracht und bezieht sich auf alle Spieler. Zur Anwendung kommt dieses Kommando zum Beispiel aus gestalterischen oder organisatorischen Gründen. Der Ausruf "Timefreeze!" kommt nicht bei realer Gefahr zum Einsatz - in einem solchen Fall wird das Kommando "Stopp!" verwendet. Ein Timefreeze gilt, bis es mittels Ansage aufgehoben wird. Nach dem Aufheben wird das Spiel an dem Spielstand, in welchem es pausiert wurde, wieder aufgenommen bzw. fortgeführt.
Offplay-Zeichen / OT-Zeichen – Ein Handzeichen, welches im Spielverlauf zur Anwendung kommt, wenn Figuren nicht oder nicht mehr im Spielgeschehen anwesend sind. Dieses Zeichen wird beispielsweise verwendet, wenn ein Spieler eine laufende Szene durchschreiten muss, sein Charakter aber nicht vor Ort ist, oder wenn ein Charakter im Zuge einer Konfliktszene ausgeschaltet wurde und der betreffende Spieler sich aus Sicherheitsgründen aus der Szene zurückziehen möchte, um am Boden liegend keine Stolperfalle für andere Spieler darzustellen. Für das Offplay-Zeichen gibt es zwei verschiedene Handzeichen, die gleichrangig Verwendung finden:
- Die Arme werden über der Brust gekreuzt, die Hände werden an die jeweils gegenüberliegende Schulter gelegt, man "kreuzt sich aus".
- Ein Arm wird hoch über den Kopf erhoben, bestmöglich in einer Art, die nicht mit einer Inplay-Geste verwechselt werden kann. Vorteil dieses Zeichens: Es ist weithin und auch von hinten sichtbar.
Timeout-Zeichen – Ein Handzeichen, mit dem der Spielfluss zwischen zwei oder wenigen Spielern kurz unterbrochen werden kann, um für die betreffende Szene unmittelbar relevante Fragen oder Spielinformationen auszutauschen. Dieses Zeichen kommt beispielsweise dann zur Anwendung, wenn ein Mitspieler eine Spielansage (z.B. die Nennung einer bestimmten Fähigkeit) tätigt, man diese jedoch nicht zuordnen kann bzw. nicht weiß, was sie für den eigenen Charakter und das weitere Spiel bedeutet. Das Timeout-Zeichen wird angezeigt, indem die flachen Hände "T"-förmig aufeinandergelegt werden.
Steuerung des Spiels
Im Folgenden werden Elemente zur Steuerung des Spielgeschehens und der individuellen Spielintensität erläutert. Diese Elemente sollen helfen, dass sich das Spiel ungezwungen entfalten kann, jedoch trotzdem alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, das Spiel nach ihrem individuellen Empfinden zu modulieren.
Spielintensität
Die individuell gewünschte Spielintensität kann direkt im Spielfluss per Handzeichen kommuniziert werden. Es wird ein 3-stufiges System angewendet:
- Steigerung der Intensität gewünscht: Dem oder den Mitspielern wird signalisiert, dass man die Spielintensität gern steigern möchte. Frei übersetzt: Ich hab Bock auf mehr, gib mir das volle Programm, bitte weiter eskalieren, mach mich fertig, geh meinen Charakter an, etc. - ich möchte volle Intensität.
- Aktuelle Intensität genau richtig: Dem oder den Mitspielern wird signalisiert, dass die aktuelle Spielintensität gut passt, sie ist weder zu niedrig, noch zu hoch. Frei übersetzt: Bitte halte dieses Level, damit komme ich zurecht, ich fühle mich wohl mit dieser Spielintensität, bitte nicht steigern, aber auch nicht reduzieren.
- Reduktion der Intensität gewünscht: Dem oder den Mitspielern wird signalisiert, dass man die Spielintensität gern reduzieren möchte. Frei übersetzt: Bitte reduziere Dein Spiel, mir ist das zu viel, zu heftig, zu krass, ich komme damit nicht zurecht, ich bin überfordert, etc. - ich möchte weniger intensives Spiel.
Alle Spieler können auf dieses Steuerungselement zurückgreifen. Gerade bei Spielern, die einander nicht näher kennen und somit die Spielerfahrung und den individuellen Spielumfang ihres Gegenübers nicht wissen, ist dieses Element hilfreich, die Spielintensität auszuloten. Aber auch unter sich bereits vertrauten Spielern ist diese Art der Spielsteuerung situativ sinnvoll. Im Zweifelsfalle lieber einmal mehr den gewünschten Modus Operandi non-verbal abklären als einmal zu wenig.
Da OT niemand Gedanken lesen kann, ist es gerade in Spielsituationen, in denen sich ein Spieler überfordert fühlt und/oder ihm die aktuelle Spielintensität zu hoch ist, relevant, dass der betreffende Spieler selbst und proaktiv auf dieses Steuerungselement zurückgreift und seinem Gegenüber den Wunsch der Reduktion der Intensität mitteilt. Natürlich können alle Spieler zu jeder Zeit auf dieses Element zurückgreifen und kurz im Spielfluss austarieren, ob sie eine Szene auf dem gegebenen Level halten oder weiter anziehen möchten.
Diese Art der Steuerung verlangt die Handhabe, dass jeweils das niedrigste angezeigte Level dasjenige ist, das für den weiteren Spielfluss der betreffenden Szene verfolgt wird. Spieler, die ggf. ein höheres Level verfolgen möchten bzw. würden, passen sich dem niedrigeren Level an.
Die gewünschte Spielintensität bzw. die Nachfrage nach dem gewünschten Level wird durch folgende Handzeichen kommuniziert:
- Steigerung: Daumen hoch oder flache Hand mit der Handfläche nach oben richten und eine aufwärts gerichtete Bewegung ausführen.
- Level passt, nicht steigern, nicht reduzieren: Daumen zur Seite oder flache Hand statisch halten.
- Reduktion: Daumen nach unten oder flache Hand mit der Handfläche nach unten richten und eine abwärts gerichtete Bewegung ausführen.
Exit-Regel / Wirklich-Regel
Im Spielverlauf können Situationen bzw. Spielinhalte eintreten, die man - aus welchen Gründen auch immer - nicht aufgreifen und nicht bespielen möchte. Begegnet man einer solchen Situation bzw. einem solchen Inhalt, muss man dies dem oder den beteiligten Mitspielern verdeutlichen. Hierfür gibt es die Exit-Regel, die einen entsprechenden Hinweis direkt im Spielfluss ermöglicht.
Die Umsetzung sieht wie folgt aus: Man bindet die Wortreihe "wirklich, wirklich, wirklich" in seine Kommunikation mit ein und spricht die Worte "wirklich" langsam und betont, damit der oder die Mitspieler sie sicher zur Kenntnis nehmen. Situativ ist es sinnvoll, die Wirklich-Wortreihe mehrmals in die Kommunikation einzubinden. Gelegentlich geht eine einmalige Einbindung im Spielfluss unter.
Einige Beispiele für die Exit-Regel:
- Ich denke, dieses Thema ist wirklich, wirklich, wirklich nichts für mich - können wir über etwas anderes sprechen?
- Ihre Anfrage ehrt mich, aber ich möchte wirklich, wirklich, wirklich nicht mit Ihnen tanzen.
- Ich bin unsicher, womit ich Sie verärgert habe, aber ich möchte den Austausch darüber wirklich, wirklich, wirklich nicht hier und jetzt mit Ihnen führen.
- Ich werde mich aus dieser Sache heraushalten, ich möchte mich wirklich, wirklich, wirklich nicht damit befassen!
- Ich kann das nicht für Sie tun, das widerstrebt mir wirklich, wirklich, wirklich sehr.
Greift ein Spieler auf dieses Steuerungselement zurück, ist dies ohne Sistieren und ohne Nachfrage zu akzeptieren. Der betreffende Spielinhalt oder das betreffende Thema werden – gegenüber dem Spieler, der von der Exit-Regel Gebrauch machte – umgehend spielneutral fallen gelassen und nicht weiter verfolgt. Die Exit-Regel bedeutet keinen generellen Spielabbruch oder dass ein weiteres Zusammenspiel zwischen dem anwendenden Spieler und dem oder den Mitspielern unerwünscht ist.
Fokus-Regel
Auch wenn grundsätzlich ein dichtes und atmosphärisches Spiel angestrebt ist, kommt es im Liverollenspiel dann und wann zu heiteren, komischen oder spaßigen Szenen - das darf sein und es gehört in Maßen auch dazu, schließlich ist das Spiel ein Spiel. Manchmal verselbständigen sich solche Szenen jedoch, drohen auszuufern bzw. den gesunden Rahmen zu sprengen. In einem solchen Fall leidet das Spiel bzw. die Spielatmosphäre, unter Umständen nicht nur für die Beteiligten sondern auch für Unbeteiligte. Das ist sehr unglücklich.
Wenn eine gelöste Szene einen gewissen Kipppunkt erreicht, ausufert und/oder die Spielatmosphäre stört, soll die Fokus-Regel helfen, das Spielgeschehen wieder einzurahmen. Jeder Spieler kann auf die Fokus-Regel zurückgreifen. Die Umsetzung erfolgt analog zur Exit-Regel: Es wird die Wortreihe "Fokus, Fokus, Fokus" in die Kommunikation eingebunden und die Worte "Fokus" werden entsprechend langsam und betont gesprochen. Situativ ist es sinnvoll, die Wortreihe mehrmals in die Kommunikation einzubinden.