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Charaktere werden | Charaktere werden im Austausch mit den Spielern von der Spielleitung erstellt, d.h. in Teilen gescriptet. Soweit möglich werden hierbei Wünsche, Vorstellungen und Ideen der Spieler berücksichtigt. Eine freie Charaktererstellung ist nicht vorgesehen. Dieser Ansatz dient der Konsistenz der Marburger Spielwelt und der Verdichtung des Spiels. Dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, charakterspezifische Black Boxes, (zukünftige) Plot-Ideen, Verknüpfungen und gezielt bestimmte Themen oder Impulse in die Charaktere einzubinden. | ||
Die Charakterentwicklung und die Steigerung von Werten eines Charakters erfolgen ohne Erfahrungspunkte. Auch diese Belange werden im Austausch zwischen den Spielern und der Spielleitung abgehandelt. | Die Charakterentwicklung und die Steigerung von Werten eines Charakters erfolgen ohne Erfahrungspunkte. Auch diese Belange werden im Austausch zwischen den Spielern und der Spielleitung abgehandelt. | ||
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Die Handhabe und die Bewertung der Maskerade werden hier erläutert: [[ | Die Handhabe und die Bewertung der Maskerade werden hier erläutert: [[Grundlagen - Relevantes zum Marburger Spiel]], Abschnitt "Spielwelt, Realität und die Maskerade" | ||
== Überregionales Spiel == | == Überregionales Spiel == |
Aktuelle Version vom 4. September 2024, 18:47 Uhr
Dieser Artikel behandelt wichtige organisatorische Grundlagen und relevante Spielregeln des Spiels. Die aufgeführten Regeln gewährleisten einen reibungslosen Spielablauf und sind für eine Teilnahme am Spiel bindend.
Basisregeln
- Volljährigkeit: Das Spiel ist aufgrund seiner Thematik für Erwachsene ausgelegt; eine Teilnahme ist erst ab Volljährigkeit möglich. Ausnahmen können in Rücksprache mit Erziehungsberechtigten vereinbart werden; die finale Entscheidung liegt jedoch bei der Spielleitung.
- Haftungsausschluss: Das Spiel ist eine privat organisierte, nicht kommerzielle Veranstaltung. Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr und unterliegt der persönlichen Verantwortung der Teilnehmenden.
- Spielleitung: Entscheidungen oder Anweisungen der Spielleitung sind für alle Teilnehmer bindend. Eine willkürliche Missachtung von Eingaben der Spielleitung kann zum Ausschluss von der Teilnahme führen.
- Sicherheit: In Spielsituationen mit gespielten körperlichen Auseinandersetzungen ist die Sicherheit der Teilnehmer oberstes Gebot. Konfliktszenen werden nach den Regeln des Bühnenkampfes dargestellt. Gefährdendes oder fahrlässiges Verhalten kann zum Ausschluss von der weiteren Teilnahme am Spiel führen. Wird im Spielverlauf der Befehl "Stopp!" gerufen, ist sofort jegliche Handlung einzustellen und das Spiel zu pausieren, bis die Situation geklärt ist. Der Ausruf "Stopp!" wird nur in echten Gefahrensituationen oder bei anderweitiger Dringlichkeit einer unmittelbar zu erzwingenden Pause verwendet. Jeder Teilnehmer darf diese Anweisung ausrufen, wann immer es notwendig ist.
- Alkohol, Drogen, Gewalt: Drogenkonsum, übermäßiger Alkoholgenuss sowie jegliche Androhung oder Ausführung echter Gewalt führen zum sofortigen Ausschluss vom Spiel. Das Mitführen echter Waffen ist untersagt. Für das Spiel dürfen nur Spielzeugwaffen, LARP-Waffen und Waffenattrappen verwendet werden.
- Verantwortung: Jeder Teilnehmer trägt die Verantwortung, das Spiel so bereichernd und fair wie möglich zu gestalten. Es wird ein rücksichtsvoller Umgang mit allen Beteiligten erwartet. Missachtung dieser Maßgabe oder spielstörendes Verhalten können zum Ausschluss von der weiteren Teilnahme führen.
Weitere Punkte
- Fairplay & Rücksicht: Grundsatz eines jeden Liverollenspiels sind Fairplay und Rücksicht. Das betrifft sowohl den Spielablauf als auch den Umgang mit allen Teilnehmenden.
- Trennung von Inplay und Offplay: Inhalte und Abläufe innerhalb des Spiels (inplay) sind konsequent von Inhalten und Abläufen außerhalb des Spiels (offplay) zu trennen. Das bedeutet, dass beispielsweise offplay vorhandene Kenntnisse über die Spielwelt, das Spielgeschehen, andere Charaktere, etc. nicht im Spiel verwendet werden dürfen, wenn der eigene Charakter nicht über diese Kenntnisse verfügt. Eine strikte Trennung von Inplay und Offplay ist in allen Spielbereichen entscheidend für einen fairen und korrekten Spielablauf.
- Diskretion und Spoiler: Für ein spannendes Spiel für alle Teilnehmenden ist es wichtig, dass Spielinformationen, Informationen über Charaktere, Zielsetzungen im Spiel, Ereignisse im Spiel, etc. diskret behandelt werden und nicht offplay an Dritte weitergegeben werden, wenn deren Charaktere nichts darüber wissen. Es ist unglücklich, wenn spielrelevante Informationen (die im Spiel nicht frei zugänglich sind) offplay die Runde machen. Spoiler sind soweit als möglich zu vermeiden.
- Ungestörter Spielablauf: Der Spielfluss soll so wenig wie möglich gestört oder unterbrochen werden. Treten im Spielverlauf Fragen zum Spiel oder Spielablauf auf - z.B. Fragen bezüglich des Regelwerkes - so sollte versucht werden, diese Fragen nach Beendigung der betreffenden Spielszene mit den betroffenen Spielern oder der Spielleitung zu klären. Nur bei wirklich dringenden Fragen, die unbeantwortet eventuell weitreichende Folgen für die beteiligten Charaktere nach sich zögen, ist eine direkte Unterbrechung des Spielgeschehens sinnvoll. Ausgenommen von diesem Hinweis ist jede offplay bzw. real gefährliche Spielsituation, die selbstredend immer zur sofortigen Spielpause führt, siehe Basisregeln: "Stopp!"
- Entscheidungen der Spielleitung: Die Spielleitung begleitet das Spiel so umsichtig und fair wie möglich. Entscheidungen der Spielleitung erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen im Kontext der Spielwelt und der aktuellen Begebenheiten des Spiels. Aussagen und Entscheidungen der Spielleitung sind bindend. Für Rückfragen steht die Spielleitung stets zur Verfügung und wird auch Hintergründe darlegen, die die Aussage oder die Entscheidung näher beleuchten und begründen. Trotz aller Umsicht können einer Spielleitung Fehlentscheidungen unterlaufen. Je nach Situation können Fehlentscheidungen nicht (mehr) revidiert bzw. korrigiert werden und verbleiben im Spielgeschehen; in anderen Fällen ist ggf. eine Korrektur im Nachgang möglich. Soweit machbar ist die Spielleitung bemüht, Spielern, die von einer gewichtigen und nicht korrigierbaren Fehlentscheidung betroffen sind, an anderer Stelle einen Ausgleich anzubieten.
- Nachfragen, Klärung und Kritik: Ein Austausch mit anderen Teilnehmern ist stets wünschenswert, solange er angemessen, sachlich und als Bereicherung erfolgt. Situativ ist es vielleicht sinnvoll, die Spielleitung in einen solchen Austausch einzubeziehen. Bei kniffligen oder als "unrund" empfundenen Spielabläufen und Spielentwicklungen, insbesondere wenn diese missliche Gedanken und Gefühle aufkommen lassen oder zu Spannungen führen, bitte immer direkt die Spielleitung involvieren. In der Regel lassen sich solche Situationen im offenen und sachlichen Austausch unter allen Betroffenen/Beteiligten im Guten aufklären und entkräften.
- Herausfordernde Spielwelt: Die Spielwelt "Vampire: Die Maskerade" ist eine düstere und schroffe Spielwelt. Demnach können im Spielgeschehen herausfordernde, belastende, unfaire, anfeindende oder in einer anderen Form negative und für einen oder mehrere Charaktere unschöne Entwicklungen eintreten. Solche Situationen / Entwicklungen sind Bestandteil des Spiels und können bzw. werden früher oder später wahrscheinlich jeden Charakter betreffen. Nicht immer gelingt es, die eigene Figur aus solchen Spielabläufen freizuspielen; teilweise treffen den Charakter temporär oder auch dauerhaft negative Konsequenzen. Im schlechtesten Fall wird ein Charakter sog. unspielbar oder verstirbt, d.h. der betroffene Charakter ist verloren. Dies muss jedem Teilnehmenden bewusst sein. Gerät man aufgrund negativer Entwicklungen rund um die eigene Spielfigur als Spieler an seine Grenzen, bitte umgehend das offene Gespräch mit der Spielleitung suchen. In solch einem Falle muss sich niemand schlecht fühlen, Liverollenspiel kann persönliche Grenzen berühren. Oft fangen ein klärendes Gespräch und etwas Abstand zum Geschehen die Sorgen auf und man kann unbeschwert weiterspielen. Auf der anderen Seite liegen eine faire und auch eine bereitwillige Annahme solcher Spielentwicklungen in der Verantwortung jedes Teilnehmenden. Das Bestreiten für die eigene Figur ggf. unschöner oder negativer Spielsituationen ist eine der Herausforderungen des Spiels.
- Character versus Environment / Character versus Character: Im Rollenspiel gibt es verschiedene Spielausrichtungen, grob zusammengefasst gibt es folgende zwei Bereiche: 1) "Character versus Environment" (CvE) >> Die Spielfiguren ringen gemeinsam gegen Herausforderungen der Spielwelt, z.B. gegen eine verfeindete Fraktion, oder sie begegnen einer magischen oder übernatürlichen Gefahr, etc. 2) "Character versus Character" (CvC) >> Die Spielfiguren stehen in Konkurrenz, sie schmieden politische / gesellschaftliche Pläne, um einen Kontrahenten in Schach zu halten, sie suchen den eigenen Vorteil, etc. Die Spielwelt "Vampire: Dis Maskerade" umfasst beide Spielausrichtungen. Heißt, bei einem Inplay-Belang arbeiten Charaktere vielleicht zusammen, während sie bei einem anderen Inplay-Belang vielleicht vollkommen gegenläufige Interessen verfolgen oder sogar konkret gegeneinander arbeiten. Gerade Spielinhalte im Bereich des "Character versus Character" sind herausfordernd und verlangen ein sehr umsichtiges und faires Spielverhalten aller Teilnehmenden. Verschärft sich eine Konkurrenzsituation oder ein Konflikt zwischen zwei Spielfiguren dergestalt, dass eine Figur eine andere Figur relevant schädigen, beeinflussen oder gar ausschalten will, so ist dies aus Gründen der Fairness im Vorfeld mit der Spielleitung zu besprechen. Ist eine Absprache mit der Spielleitung aufgrund einer ungeplanten / raschen Entwicklung des Spiels nicht im Vorfeld möglich, ist die Spielleitung direkt nach der betreffenden Spielszene zu involvieren.
- Körperkontakt und Anzüglichkeiten: Im Liverollenspiel können sich Spielszenen ergeben, in denen Charaktere - somit auch die Spieler - in körperlichen Kontakt miteinander treten. Dies können Konfliktszenen sein, etwa das Ausspielen eines Handgemenges, dies können aber auch emotionale und gefühlsbetonte Szenen sein. Direkter Kontakt und Berührung eines Mitspielers, insbesondere wenn dies offplay als "Anzüglichkeit" missverstanden werden könnte, sind nur nach kurzer Offplay-Absprache und Zustimmung erlaubt. Lieber einmal zu viel fragen, als einmal zu wenig. Niemand soll sich durch Handlungen der Charaktere im Spiel offplay als Spieler belästigt fühlen. Dass grundsätzlich Umsicht und gewisse Grenzen gewahrt werden, wird vorausgesetzt. Bei Auffälligkeiten oder Unwohlsein bezüglich solcher Szenen ist umgehend die Spielleitung hinzuzuziehen.
- Spielwelt und Auslegung der Spielwelt: Die originale Spielwelt umfasst einen reichhaltigen Hintergrund und schier unendlich viele Ideen und Geschichten. Es gibt bei dieser Spielwelt keine allein richtige Interpretation oder Umsetzung. Die Spielwelt sieht Varianz bereits im Original vor. Die jeweilige Handhabe und Umsetzung der Spielwelt kann also in verschiedenen Gruppen deutlich unterschiedlich ausfallen. Diese Varianz ist kein Nachteil sondern eine Bereicherung - allerdings verlangt sie von jedem Teilnehmer Offenheit und Anpassung. Auch auf lokaler Ebene bzw. innerhalb einer Spielgruppe finden sich verschiedene Ansichten, Ideen und Wünsche für die Umsetzung der Spielwelt. In Summe kann aber in einer Gruppe stets nur eine Interpretation der Spielwelt verfolgt werden. Die größte Schnittmenge an Ideen, Ansichten und Schwerpunkten formt die lokale Umsetzung der Spielwelt. Jeder Teilnehmer findet Bereiche, die seinen Ansichten entsprechen, und Bereiche, die nur bedingt oder gar nicht zu seinen Ansichten passen. Kompromissbereitschaft ist also eine wichtige Grundlage, um das Spiel gemeinsam spielen zu können. Neben den durch alle Teilnehmer geformten Spielbelangen gibt es Belange, deren Richtung oder Auslegung durch die Spielleitung gelenkt werden. Bei diesen Belangen stehen zuweilen spieltechnische Überlegungen, die eine LARP-Umsetzung der Spielwelt ermöglichen, vereinfachen oder verbessern sollen, im Vordergrund und nicht allein eine Ausrichtung anhand der originalen Spielwelt. Auch hier sind Offenheit und Verständnis eines jeden Teilnehmers wichtig.
- Aktive Spielteilnahme: Liverollenspiel basiert darauf, dass sich jeder Spieler aktiv in das Spiel einbringt. Je mehr sich jeder einbringt und Spielsituationen generiert, Spielangebote an anderen aufgreift und vorantreibt, desto reichhaltiger das Spiel für alle - und einen selbst. Wenn im Spiel einmal eine Flaute eintritt, bitte überlegen, ob es irgendeine Sache / Idee gibt, die man selbst einbringen kann, um den Spielfluss wieder anzukurbeln.
- Engagement und Ausstattung: Bei den Vorbereitungen des Spiels fallen einige Aufgaben an. Wenn dies Aufgaben sind, bei denen man mit anpacken kann, bitte immer mit anpacken, zusammen geht es schneller. Wird etwas gesucht, benötigt oder angefragt, schaut man, ob man etwas beisteuern und aushelfen kann. Für den Start in das Hobby ist es üblich, dass Mitspieler einen Teil ihres Equipments zur Verfügung stellen und verleihen, wenn Bedarf besteht. Das ist selbstverständlich. Wenn man die Startphase hinter sich gelassen hat und das Hobby regelmäßig betreiben möchte, stellt man sich, Schritt für Schritt, die nötige Ausstattung (Gewandung, Requisiten, etc.) zusammen. Gemeint ist hier eine Grundausstattung für den Eigenbedarf, kein ganzer Fundus. Bei Kostümen und Requisiten sind Ideen, Basteleinsatz und Improvisation viel wichtiger als Geld. Ein kostenloses Hobby ist LARP sicherlich nicht, aber man kann oft mit wenig viel verwirklichen.
Regelwerk
Folgende Prinzipien stehen im Vordergrund:
- Ein schönes, intensives und darstellungsreiches Spiel im Horizont der Spielwelt.
- Proaktive Spielteilnahme, lasse keine Chance auf eine Spielentwicklung aus, spiele im Zweifelsfall zum Nachteil Deines Charakters.
- "Du kannst, was Du darstellen kannst!" (DKWDDK)
Das Regelwerk steht im Hintergrund. Es dient als Orientierung bezüglich des Rahmens und der Mechaniken des Spiels und als Rückfallebene für knifflige oder unklare Spielsituationen.
Das in diesem Wiki zusammengestellte Regelwerk ist sehr ausführlich und - wie nahezu alle klassischen Rollenspiel-Regelwerke - regellastig und punktebasiert. Es ist das Regelwerk, das seit Gründung der Marburger Spielgruppe in den 90er Jahren nach und nach ausgestaltet wurde. Liverollenspiel hat sich im Laufe der Jahre jedoch deutlich gewandelt, inzwischen werden viele Liverollenspiele darstellungsorientiert und in einem gesunden Rahmen der jeweiligen Spielwelt relativ frei gespielt. Das ist eine sehr schöne Entwicklung, die das Spiel ebenso entzerrt wie bereichert. Diesen Wandel hat auch das Marburger Spiel vollzogen. Seit einigen Jahren stehen ein reichhaltiges und relativ freies Spiel und das darstellungsorientierte Konzept "Du kannst, was Du darstellen kannst!" (DKWDDK) im Vordergrund. Das Regelwerk ist entsprechend in den Hintergrund getreten, es verbleibt als Orientierung, als Rückfallebene und als Informationsmaterial bestehen.
Charaktere
Charaktere werden im Austausch mit den Spielern von der Spielleitung erstellt, d.h. in Teilen gescriptet. Soweit möglich werden hierbei Wünsche, Vorstellungen und Ideen der Spieler berücksichtigt. Eine freie Charaktererstellung ist nicht vorgesehen. Dieser Ansatz dient der Konsistenz der Marburger Spielwelt und der Verdichtung des Spiels. Dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, charakterspezifische Black Boxes, (zukünftige) Plot-Ideen, Verknüpfungen und gezielt bestimmte Themen oder Impulse in die Charaktere einzubinden.
Die Charakterentwicklung und die Steigerung von Werten eines Charakters erfolgen ohne Erfahrungspunkte. Auch diese Belange werden im Austausch zwischen den Spielern und der Spielleitung abgehandelt.
Der Artikel Charakter & Charaktererschaffung beleuchtet das Thema näher.
Spiel in der Öffentlichkeit
Gelegentlich finden Spielszenen draußen bzw. im öffentlichen Raum statt. Eine Störung oder Beunruhigung Unbeteiligter muss hierbei dringend vermieden werden. Auffälligkeiten führen aufgrund der Begebenheiten in der realen Welt heutzutage rasch zu einer Alarmierung realer Sicherheitskräfte, was es zu vermeiden gilt. Bei einem Spiel in der Öffentlichkeit tragen alle Teilnehmenden eine besondere Verantwortung.
Geplante und größer angelegte Spielszenen im öffentlichen Raum werden in der Regel im Vorfeld behördlich angemeldet. Kleinere bis mäßig umfangreiche sowie sich spontan ergebende Spielszenen in der Öffentlichkeit werden jedoch nicht angemeldet. Erfolgte eine behördliche Anmeldung, wird die Spielgruppe hierüber in Kenntnis gesetzt. Ergeht kein solcher Hinweis, ist davon auszugehen, dass keine offizielle Anmeldung erfolgte.
Im Folgenden einige Hinweise und Regeln für das Spiel in der Öffentlichkeit:
- Spielszenen im öffentlichen Raum sollten nach Möglichkeit unauffällig gespielt werden, in der Spielwelt gilt ohnehin die Maskerade. ;-)
- Für Spielinhalte, die potentiell Aufsehen erregen, sollte nach Möglichkeit ein eher abgeschiedener Spielort gewählt werden, z.B. Seitengasse und nicht der Marktplatz.
- Sind unbeteiligte Personen zugegen oder befinden sich in Sicht- bzw. Hörweite, können Spielszenen zur einfacheren Einschätzung durch Unbeteiligte als Theater-Spiel erkennbar gemacht werden, z.B. durch langsames, übertriebenes Ausspielen oder durch laut eingebundene Spielansagen.
- Sind unbeteiligte Personen zugegen oder befinden sich in Sicht- bzw. Hörweite und es handelt sich um - für Außenstehende - bedenkliche oder konkret alarmierende Spielinhalte, so wird das Spiel kurz unterbrochen (Spielanweisung "Timefreeze") und die unbeteiligten Personen werden über die Situation aufgeklärt (Stichwort "Theater-Spiel").
- Jegliche im öffentlichen Raum verwendete Spielzeug- oder LARP-Waffen müssen klar als solche zu erkennen sein. Evtl. hilft das Anbringen von bunten Bändern o.ä., um Unbeteiligten die Unterscheidung zu erleichtern. Das Verbergen von größeren Spielzeug- oder LARP-Waffen durch das Einschlagen in ein Tuch oder durch das Verstecken in der Kleidung ist potentiell ungünstig, da Unbeteiligten ein verdächtiger Gegenstand ins Auge fallen könnte, sie diesen aber nicht näher einschätzen können. In einem solchen Fall ist das offene Tragen von Spielzeug- oder LARP-Waffen dem Verbergen vorzuziehen. (Diese Situation wird im Spiel natürlich nicht als Verletzung der Maskerade interpretiert, die Offplay-Sicherheit des Spiels geht vor.)
- Ausgefallene Gewandung, Make-Up, Requisiten, etc. in der Öffentlichkeit: Unseres Erachtens nach in den meisten Fällen unproblematisch und gerne möglich. Diese Dinge können sogar hilfreich sein, das Spiel für Außenstehende als Theater erkennbar zu gestalten. Je nach Charakter und/oder für das eigene Spielgefühl sind eine bestimmte Ausstattung oder bestimmte Merkmale eines Charakters ohnehin wichtig. Gesunde Grenzen bitte einhalten, z.B. hinsichtlich "blutverschmierter" Kleidung oder einem vollständigen Verhüllen des Gesichtes.
- Bei Spielszenen in der Öffentlichkeit wird auf eine angemessene bzw. angepasste Lautstärke geachtet. Für Unbeteiligte irreführende Ausrufe wie "Hilfe!", "Helfen Sie mir!", "Ich bringe Dich um!", etc. sind zu meiden.
- Für den Fall, dass eine reale Personenkontrolle durchgeführt wird, bitte den Personalausweis mitführen.
Grundsätzlich gelten für das Spielen im öffentlichen Raum größte Umsicht und Rücksicht. Wann immer eine unklare oder kritische Situation eintritt, wird das Spiel unterbrochen und die Situation in Ruhe geklärt bzw. erklärt.
Je nach Spielintensität und Spielinhalt ist bei einem Spiel im öffentlichen Raum ggf. eine Kennzeichnung aller Teilnehmenden sinnvoll. Dies reduziert unerwünschte Verwechslungen und die Beunruhigung Unbeteiligter, zum anderen hilft eine Kennzeichnung auch den Teilnehmenden, da man einander leichter erkennen und als Mitspieler zuordnen kann. Für eine solche Kennzeichnung kommen verschiedene Optionen in Frage: Spezielle Anhänger, Badges, Armbänder, Knicklichter, etc. Ob das Konzept der Kennzeichnung verfolgt wird oder nicht, wird situativ festgelegt.
Die Handhabe und die Bewertung der Maskerade werden hier erläutert: Grundlagen - Relevantes zum Marburger Spiel, Abschnitt "Spielwelt, Realität und die Maskerade"
Überregionales Spiel
- Es gibt viele verschiedene LARP-Gruppen und es bestehen teilweise deutliche Unterschiede in der Umsetzung bzgl. der Spielwelt, der Spielweise, dem Regelwerk und dem Powerlevel. Diese Unterschiede sind keine Belastung für das Spiel und verhindern ein Zusammenspiel auch nicht - sie verlangen jedoch von jedem Spieler, sich in der gastgebenden Gruppe umsichtig zu verhalten, sich über die lokalen Begebenheiten zu informieren und sich in das lokale Spiel zu integrieren. Es ist nicht sinnvoll und auch nicht angemessen, Spielunterschiede in Kategorien wie "gut" und "schlecht" zu klassifizieren. Jede Variante einer Spielumsetzung hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und ihre eigenen Stärken und Schwächen. Für Gastspiele sind Offenheit und Anpassung gefragt, auf beiden Seiten.
- Häufig ist es möglich, die eigene Spielfigur in einer anderen Spielrunde als Gastcharakter zu spielen. Zur Klärung dieser Frage reicht man die Unterlagen des eigenen Charakters bei der gastgebenden Spielleitung ein und erhält eine Rückmeldung. Eventuell nimmt die gastgebende Spielleitung einige Anpassungen an der Figur vor, um sie besser in das lokale Spiel zu integrieren. In manchen Fällen ergeht von der gastgebenden Spielleitung auch eine Absage für den gewünschten Charakter, beispielsweise wenn dieser nicht in das lokale Setting passt. In der Regel findet man dann im Austausch mit der gastgebenden Spielleitung eine passende Alternative.
- Meistens können Spielinhalte, die mit einem Charakter im Zuge eines Gastspiels in einer anderen Gruppe erfahren und erlebt wurden, unverändert in das Spiel in der eigenen Gruppe übernommen werden. Dies bitte im Einzelfall mit der Spielleitung besprechen. Andersherum gilt dies gleichermaßen: Bei einem Gastspiel in einer anderen Gruppe müssen etwaige Spielinhalte aus der eigenen Gruppe mit der zuständigen Spielleitung abgestimmt werden und es muss geklärt werden, ob diese in das Spiel der Gastgeber einfließen dürfen oder nicht.
- Die Hoheit über das Spiel trägt die jeweils lokale Spielleitung. Ihr Entscheid ist in allen Fragen bindend. Dies bedeutet zum Beispiel, dass vielleicht zugestandene Charakteraspekte und Charakterfähigkeiten aus der eigenen Spielgruppe in der Gastgruppe keine Gültigkeit besitzen.
- Die Höflichkeit verlangt eine vorherige Anfrage für ein Gastspiel. Je früher solch eine Anfrage ergeht, desto einfacher kann die zuständige Spielleitung die Anfrage bearbeiten und in ihre Planungen einbinden. Viele Spielgruppen freuen sich auch über spontane Spielbesuche, aber zwecks Arbeitserleichterung ist eine Anfrage im Vorfeld sehr zu empfehlen. In seltenen Fällen können spontane Besuche nicht in die Spielplanung aufgenommen werden.
- Für ein Gastspiel sollten alle relevanten Unterlagen des gespielten Charakters (Charakterbogen, ggf. auch der Background) mitgebracht werden, auch wenn die Unterlagen bereits im Vorfeld ausgetauscht wurden. Besser, man hat alles Nötige zur Hand.
- Das jeweils lokale Regelwerk ist das für das Spiel verbindliche. Einzige Ausnahme: Spielen in einer auswärtigen Spielgruppe Charaktere der eigenen Spielrunde unter sich, ist das eigene Regelwerk das verbindliche.
- Überregionales Spiel ist eine Bereicherung, birgt aber auch Stolpersteine. Daher gilt für das überregionale Spiel eine noch größere Umsicht als für das regionale Spiel. Geplante überregionale Spielaktivitäten müssen - je nach Gewicht, d.h. "Impact-Potential" - im Vorfeld mit der eigenen Spielleitung ausgetauscht werden. Da es schwierig ist, die mögliche Auswirkung einer Spielaktivität im überregionalen Rahmen abzuschätzen, gilt das Gebot der vorherigen Absprache weitläufig. Fragliche Spielaktivitäten können den Inplay-Austausch mit anderen Charakteren, Gefälligkeiten, Handel, das Lernen und Lehren von Fähigkeiten, politische und / oder gesellschaftliche Aktionen eines Charakters oder auch Plots umfassen. Soweit möglich werden überregionale Spielaktivitäten unterstützt und freigegeben. Hiernach wird die Kommunikation mit der Spielleitung der jeweiligen Zielgruppe aufgenommen, so dass auch in der angefragten Gruppe alle Spielabläufe angenommen, beurteilt und begleitet werden können. Eine offene Kommunikation ist entscheidend. Ungeplante bzw. sich direkt im Spielgeschehen ergebende Spielaktivitäten mit Gewicht können natürlich nicht im Vorfeld abgestimmt werden. In diesen Fällen ist der Austausch mit allen involvierten Spielleitungen zeitnah nach dem betreffenden Spiel zu gewährleisten.