Gefallensystem: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. August 2024, 20:59 Uhr

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In der Spielwelt sind vor allem Informationen und Wissen, Fähigkeiten und Erfahrung, Einfluss und Macht sowie das Gefallensystem von Interesse und elementarer Bestandteil der "Währung" der vampirischen Gesellschaft. Finanzielle Mittel und Sachgüter werden in der Regel als sekundär erachtet. Sie sind durchaus nützlich, keine Frage, sie können Macht und Status erweitern, zahlreiche Optionen eröffnen oder schlicht einen gehobenen Lebensstil ermöglichen, aber sie führen Handel und Austausch in den Reihen der Vampire nicht an.

Hier ein kurzer Einblick in das Gefallensystem:

Jeder Charakter stößt unweigerlich immer wieder auf Situationen und Herausforderungen, die er nicht allein bestreiten kann. Das Miteinander in der Gesellschaft funktioniert nach dem Prinzip "Eine Hand wäscht die andere!" - gegenseitige Unterstützung und Hilfe und die daraus resultierenden Schulden begründen Aktionen, Handlungen und Motivationen der Figuren. Je nach Ausmaß der gewährten Fürsprache oder Unterstützung wird von kleinen, mittleren und großen Gefallen gesprochen. Sehr umfassende oder riskante Leistungen können sogar eine Lebensschuld begründen. Darüber hinaus klassifiziert sich ein Gefallen auch über den jeweiligen Status von Gläubiger und Schuldner. Beispielsweise ist ein ausstehender kleiner Gefallen bei einem Ahnen mehr wert als ein kleiner Gefallen bei einem Neonaten.

Das Gefallensystem ist ein Sumpf aus Absprache, Schacherei, Verpflichtung und Einforderung. Jeder Kainit kennt die undurchsichtige Verbindlichkeit dieses Systems. Niemand vergisst seine Schulden oder die Schulden, die seitens anderer ausstehen, auch über Jahre und Jahrhunderte nicht. Gefallen und Schulden sind Ehrensache. Jeder Charakter, egal welchem Clan und welcher Sekte er angehört, weiß um die Verbindlichkeit dieses uralten Systems. Bei der Vereinbarung der Wertigkeit eines Gefallens sind Wucherei beim Gläubiger und dreistes Drücken beim Schuldner gleichermaßen deplatziert. Der Umgang mit dem Gefallensystem beeinflusst den gesellschaftlichen Stand und die Reputation eines Charakters. Unzuverlässigkeit oder eine irreguläre Handhabe des Gefallensystems können zum gesellschaftlichen Fall einer Figur führen.

Eine Unterstützung und die sich hieraus ableitende Verbindung zwischen Personen werden öffentlich oder diskret vereinbart. Dies ist von der Situation, vom Gegenstand der Verhandlung und den Beteiligten abhängig. Belange von Gefallen und Schulden sollten bestmöglich vor Erbringen der angefragten Leistung ausgetauscht und dingfest gemacht werden, spätestens in einem überschaubaren Zeitraum nach der gebotenen Unterstützung. Wann bestehende Schulden eingefordert werden, obliegt dem Gläubiger. Für den Schuldner ist es zumeist nicht angenehm, unvorbereitet und abrupt in die Pflicht genommen zu werden, doch das eherne Gefallensystem lässt kaum bis keine Wahl. Schuld ist Schuld. Eine Ablehnung einer angefragten Gegenleistung und das Verschieben der eingeforderten Schuld auf ein anderes Anliegen ist zwar in Ausnahmefällen möglich, dies sollte aber nur bei wirklich triftigen Gründen erwogen werden, denn ein Ablehnen und Verschieben offener Gegenleistungen kann zu gesellschaftlichen Nachteilen führen.

Gelegentlich werden Gefallen und Schulden auch interpersonell übertragen. So ist es beispielsweise möglich, dass als Bezahlung für eine angefragte Unterstützung durch Person X eine noch nicht vergoltene Gegenleistung einer eigentlich in der betreffenden Causa nicht involvierten Person Y angeboten wird. Der Schuldner, dessen Schuld von dem einstigen Gläubiger auf einen anderen übergeht, ist zwingend über die Weitergabe seiner Schuld zu informieren. Das Übertragen von Gefallen oder Schulden auf andere Personen ist für alle Beteiligten heikel und erfordert eine detaillierte Absprache.

In verquerer Art und Weise können bestehende Schulden sogar als Schutz dienen. Wenn ein Kainit viele noch ausstehende Schulden angehäuft hat _und_ die betreffende Figur in der Gesellschaft grundsätzlich als etabliert, fähig und solide eingeschätzt wird, gibt es eine entsprechend große Anzahl Personen, die diesen Kainiten als ihr Kapital betrachten und nur ungern missen möchte. Andersherum mag natürlich auch das Interesse aufkommen, einen Gläubiger "durch einen tragischen Unfall" aus dem Weg zu räumen, möchte ein Schuldner seine ausstehenden Gegenleistungen umgehen. Eine solche Befreiung von Schulden birgt aber hohe Risiken.

Im Spiel ist es durchaus üblich, dass Charaktere sich - zumindest grob - notieren, welche Leistungen sie wann und wem gegenüber erbracht haben.

Nicht alle gewährten Unterstützungen / angefragten Leistungen unterliegen pflichtig dem Gefallensystem:

  • Kleinere Angelegenheiten, die von ihrem Umfang her unterhalb eines "kleinen Gefallens" kategorisiert werden, werden in der Spielwelt oft als "Gefälligkeit" bezeichnet und ebenso oft ohne konkret vereinbarte Gegenleistung entrichtet. Würden all diese Angelegenheiten in das Gefallensystem eingehen, würde das System rasch unübersichtlich und überladen werden. Dass mindere Angelegenheiten ohne konkrete Verhandlung / Schulden abgehandelt werden, fußt auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. Weiterhin wird ein Charakter, der mehrere kleinere Belange einer anderen Figur unterstützte, zurecht die Erwartungshaltung einnehmen, dass die Figur, die unterstützt wurde, dies nicht vergisst und sich zu gegebener Zeit erkenntlich zeigt.
  • Situativ und individuell kann ein Charakter auf eine Gegenleistung für seine Unterstützung verzichten. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Beispielsweise könnte die um Unterstützung fragende Person eine Person sein, die der betreffende Charakter generell unterstützen möchte - weil sie eine ihm vertraute Person ist, weil er es sich leisten kann, Unterstützung ohne Gegenleistung zu gewähren, weil er bestimmte Ziele und Pläne mit der Person verfolgt und sie näher in sein Umfeld einbinden möchte. Möglich ist auch, dass eine Anfrage nach Unterstützung aus ideologischen Gründen oder aufgrund charakterspezifischer Überzeugungen unentgeltlich geleistet wird. Vielleicht geht es auch um eine Anfrage, die sich inhaltlich mit Interessen und Zielen des angefragten Charakters deckt, ein Mitwirken wird also potentiell auch den unterstützenden Charakter weiterbringen. Auch in diesen Fällen steht jedoch unausgesprochen die Erwartung im Raum, dass sich die Figur, der die Unterstützung zuteil wird, der Situation bewusst ist und sich bei sich bietender Gelegenheit revanchiert.
  • Einen Sonderfall stellen offiziell angefragte bzw. auferlegte Leistungen dar, die z.B. ein Fürst einer Domäne zum Wohle der Camarilla und zum Erhalt der betreffenden Domäne einfordert. Das Fortbestehen, das Gedeihen, die Ziele und die Sicherheit der Fraktion, der ein Kainit angehört, sind persönlichen Interessen und Zielen übergeordnet - zumindest formal, im Hintergrund sieht dies durchaus anders aus. Somit können für offiziell delegierte Aufgaben und Anfragen in der Regel keine Gegenleistungen gefordert werden. Ähnlich verhält es sich in den Reihen der Clans: Die Alten und Mächtigen können den Jüngeren Leistungen zum Wohle des Clans auferlegen, ohne dass diese dafür eine konkrete Gegenleistung fordern können. Offiziell erteilte Aufgaben, egal ob auf Ebene einer Fraktion oder der Ebene eines Clans erteilt, stellen jedoch eine gewisse Grauzone dar. Abhängig von Art und Umfang der beauftragten Leistung und abhängig vom Rang und Standing des Beauftragten, kann der Leistende eine gewisse Gegenleistung verhandeln oder sogar einfordern, insbesondere, wenn die Anfrage das "gefühlt normale Maß" übersteigt und/oder wenn besonders gewichtige Leistungen erbracht werden. Das Mitwirken an Belangen der Gemeinschaft und die Erfüllung offiziell delegierter Aufgaben sind ein wichtiger Aspekt des persönlichen Aufstiegs und somit im Interesse der meisten Charaktere. Führungspersonen sind dennoch gut beraten, erbrachte Leistungen zu würdigen und ggf. zu entlohnen. Insgesamt ist die Handhabe offizieller Aufgaben und Leistungen vielschichtig. Allgemein gilt auch im offiziellen Rahmen der Gesellschaft: "Eine Hand wäscht die andere!"