Charakter & Charaktererschaffung
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Charaktere
Eine Spielfigur wird im Rollenspiel allgemeinhin als "Charakter" bezeichnet.
Charaktere werden im Austausch mit den Spielern von der Spielleitung erstellt, d.h. in Teilen gescriptet. Soweit möglich werden hierbei Wünsche, Vorstellungen und Ideen der Spieler berücksichtigt und Raum für eine Ausgestaltung durch die Spieler belassen.
Eine freie Charaktererstellung ist nicht vorgesehen. Dieser Ansatz dient der Konsistenz der Marburger Spielwelt und der Verdichtung des Spiels. Dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, charakterspezifische Black Boxes, (zukünftige) Plot-Ideen, Verknüpfungen und gezielt bestimmte Themen oder Impulse in die Charaktere einzubinden.
Steht das dem Charakter zu Grunde liegende Charakterkonzept, werden folgende Unterlagen erstellt:
- Der Background des Charakters. In diesem Dokument werden die Vergangenheit und der Werdegang der Spielfigur vor deren Eintritt in das aktive Spielgeschehen nachgezeichnet, darüber hinaus vor allem das Fundament und der Rahmen der Figur: Erlebnisse, Besonderheiten, Prägungen, Überzeugungen, Motivationen, Ziele, etc. Es genügen Stichpunkte, nach Belieben kann auch ein ausformulierter Text erstellt werden. Der Background wird sachlich verfasst, nicht aus der Ich-Perspektive des Charakters oder als ausgeschmückte Erzählung.
- Der Charakterbogen, auf dem in vereinfachter Form alle Aspekte und vor allem die regeltechnischen Werte der Figur zusammengetragen werden. Ein Charakterbogen kann völlig formlos, als schlichte Liste der nötigen Angaben erstellt werden. Alternativ bedient man sich eines vorgefertigten Formulars, das übersichtlich ausgefüllt werden kann. Während des Spiels sollte jeder Spieler einen aktuellen Charakterbogen seiner Figur mit sich führen, falls einmal ein "Spickzettel" von Nöten ist.
Gedanken zur Charaktererschaffung
Bei der Charaktererschaffung werden Werte festgelegt, die die Ausrichtung und Fähigkeiten des Charakters bestimmen, allerdings bereiten Werte und Regeln nicht den Weg für ein schönes und atmosphärisches Spiel. Dies liegt allein in einer gründlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Spielfigur und der Spielwelt. Ein ausgearbeiteter Hintergrund der Figur und von dem betreffenden Spieler getätigte Überlegungen, wie der ausgedachte Charakter überzeugend dargestellt werden kann, sind für ein bereicherndes Spiel ausschlaggebend. Regeln sind notwendig, um das Spiel zu organisieren; sie sind jedoch weder Basis noch Inhalt des Spiels. Es geht um das Darstellen und Spielen, nicht um das Zusammenstellen von regeltechnischen Werten.
Es gibt unendlich viele Ideen und Möglichkeiten für Spielfiguren. Gerade zu Beginn ist es nicht einfach, eine Grundidee, einen Stil, eine Richtung auszuarbeiten. Wichtig ist, dass man sich eine Spielfigur ausdenkt, die einen selbst nicht überfordert. Hier gilt "Weniger ist mehr!" - je "normaler" man die eigene Spielfigur aufstellt, desto einfacher die Darstellung und das Spiel mit der Figur, je "ausgefallener" man die eigene Spielfigur gestaltet, desto schwieriger werden die Darstellung und das Spiel.
Es geht im Liverollenspiel, insbesondere im Genre "Vampire: Die Maskerade", nicht um Heldenfiguren. Die Spielwelt wird überwiegend von Figuren bevölkert, die mühsam, verzweifelt, trotzig oder auf welche Weise auch immer, versuchen, nicht fortgespült zu werden, nicht fortgerissen zu werden in die Dunkelheit (physisch wie seelisch), nicht in Lug, Trug und Verrat unterzugehen oder auf andere Weise ein frühzeitiges Ende zu finden. Nach Vorstellung der Spielwelt wird jedoch über Kurz oder Lang keine Figur vor bewahrt sein vor ihrem Fall.
Unabhängig von jeder Spielsituation, dem Spielschwerpunkt und möglichen Spielzielen sind Charaktere mit "Profil", d.h. mit Neigungen, Hoffnungen, Ängsten, Feindschaften, Zielen, Träumen, Idealen, Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten für das eigene und das Spiel aller Mitspieler bereichernder als Charaktere, die in ihrer Persönlichkeit ein weißes Blatt Papier verbleiben.
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