Sterbliche & Blutsdiener
In diesem Artikel finden sich einige spielwelteigenen Begriffe, die synonym zu allgemein bekannten Begriffen genutzt werden:
- Vampir = Kainit
- Mensch = Sterblicher
Vampire und die Welt der Sterblichen
Heutzutage haben sich die Vampire über weitgehend alle Kontinente verbreitet. Sie existieren üblicher Weise in dicht besiedelten Regionen, inmitten der menschlichen Welt, inmitten der Menschen - ungesehen. Wo immer Vampire existieren, existieren sie auf dem Rücken der Menschheit und nähren sich von den Sterblichen. In der Spielwelt sind Vampire keine guten Wesen, im Gegenteil, auch wenn es individuell starke Unterschiede gibt, wie verfallen oder wie gutartig ein Kainit ist. Kainiten sind Sterblichen in vielen Dingen überlegen und nutzen dies oft vorbehaltlos aus. In grauer Vorzeit gaben sich Kainiten kaum bis keine Mühe, ihr wahres Wesen vor den Menschen zu verbergen. Sie nahmen sich, was und wen sie wollten, sie herrschten über die sterbliche Welt und die Menschen und machten sich diese beliebig Untertan. Doch schließlich regte sich Widerstand gegen die Untoten – hier greift die Spielwelt v.a. auf die Kirche zurück: Die Inquisition im Mittelalter war wesentlicher Teil bzw. Motor dieses Umbruchs. Plötzlich waren die Jäger, die Vampire, die Gejagten und wurden zu Hunderten oder gar Tausenden vernichtet. Die Kainiten mussten sich anpassen, wenn sie überleben wollten. Aus der Not heraus verlagerte sich das vampirische Leben in den Unter- bzw. Hintergrund, in die Schatten der Welt der Sterblichen. Fortan führten die Kainiten ihre Existenz im Verborgenen - Stichwort "Maskerade", namensgebend für die Spielwelt - was sie jedoch nicht daran hinderte und auch weiterhin nicht hindert, auf unterschiedlichste Weise und auf verschiedensten Ebenen die Geschicke der sterblichen Welt zu beeinflussen und sich Ressourcen und Vorteile aus der sterblichen Welt zu sichern oder für ihre Ziele und Zwecke zu nutzen. Im Zuge des technologischen Fortschritts der menschlichen Welt wurde die Existenz der Kainiten zunehmend herausfordernder. Heutzutage ist es ein mehr als riskanter Drahtseilakt, eine verborgene Existenz inmitten der sterblichen Welt zu führen, sich von den Sterblichen zu nähren und weiterhin eigene Ziele, Einflüsse, Ressourcen, etc. in der sterblichen Welt zu verfolgen. Würde die Menschheit heute von der Existenz der Vampire erfahren, besäße die Menschheit sehr wahrscheinlich die technologischen und militärischen Möglichkeiten, die Spezies der Vampire vollständig auszulöschen. Für die Kainiten wäre es weitaus sicherer, sich in abgeschiedene, dünn besiedelte Gebiete zurückzuziehen. Aber: Vampire ernähren sich vom Blut der Sterblichen. Sie können sich nicht zurückziehen. Selbst wenn das kein ausreichender Grund wäre, sie würden sich nicht zurückziehen wollen: Sie alle waren einmal Sterbliche. Etwas in ihnen ist verhaftet in der menschlichen Welt und diese Verbindung wird nie vollständig verblassen, ganz gleich, wie alt ein Vampir ist und/oder wie weit er sich von seinem ehemals sterblichen Dasein entfernt hat. Weiterhin unterhalten viele Vampire Geschäfte in der sterblichen Welt, schöpfen Gelder und Werte ab, unterhalten personelle Einflüsse in den Reihen der Sterblichen und treiben durch diese ihre politischen und gesellschaftlichen Ziele (in beiden Welten) voran. Kainiten sind letztlich vielschichtig von der sterblichen Welt abhängig, ihre eigene Welt funktioniert nur in Verbindung mit der sterblichen Welt. Dass das so ist, gestehen sich Kainiten jedoch nur ungern ein ...
Beeinflusste Sterbliche
Hierunter sind all jene Menschen zu verstehen, die unter einer Beeinflussung durch einen Kainiten stehen, jedoch nicht blutsgebunden sind. Eine solche Beeinflussung kann auf verschiedenste Weise erfolgen, beispielsweise durch Bestechung, Erpressung oder die Anwendung geistiger Disziplinen. Auch die sporadische aber nicht regelmäßige Gabe von Vampirblut ist als Manipulation eines Sterblichen denkbar; hieraus resultiert vielleicht ein beginnendes Blutsband, aber eben kein vollständiges. Auch eine Kombination der Instrumente ist möglich.
Beeinflussungen können sich auf einzelne Gelegenheiten beziehen oder längerfristig etabliert werden, das ist abhängig von der Situation bzw. der Zielsetzung des manipulierenden Charakters. Visiert ein Vampir nur eine kurzfristige Interaktion mit dem betreffenden Sterblichen an, wird er es bei einer einmaligen Beeinflussung belassen. Verfolgt der Vampir längerfristige Pläne bzgl. des betreffenden Sterblichen, wird er die Beeinflussung dann und wann erneuern, im Verlauf vertiefen und sich auf diese Weise eine beeinflusste Person schaffen, auf die er wiederholt zurückgreifen kann.
Es gibt unzählige Belange in der Spielwelt, die eine Beeinflussung von Sterblichen erfordern oder mindestens nahelegen.
- Beispiele für kurzfristige Manipulationen: Der Streifenpolizist muss bei der Kontrolle wegschauen, ansonsten droht unangenehmer Papierkram. Die Dame am Empfang des Hotels muss eine bestimmte Person durchwinken und vorher eine "Störung" der Überwachungskameras herbeiführen. Der Taxi-Fahrer soll keine unangenehmen Fragen stellen, auch wenn einer der Fahrgäste übel zugerichtet ist. Der Friedhofsgärtner muss wegschauen, weil es einen "Unfall" beizusetzen gilt.
- Beispiele für längerfristige Beeinflussungen: Ein kleiner Trupp zwielichtiger Sterblicher, der als "Meinungsverstärker" eingesetzt werden kann. Die Chefin der lokalen Bankfiliale muss höhere Summen Bargeld waschen und das nicht nur einmal. Der Obdachlose soll über alle ihm auffällig erscheinende Personen, die ihm regelmäßig nachts begegnen, berichten.
Betrachtet man die Spielwelt als Ganzes, so gibt es eine Vielzahl beeinflusster Personen. Die meisten von ihnen dürften einer kurzen, einer situationsbezogenen Manipulation unterliegen. Daneben gibt es einige Personen, die über einen gewissen Zeitraum oder sogar langfristig manipuliert und wiederholt eingesetzt werden. Die Beeinflussung von Sterblichen ist quasi "das täglich Brot" der kainitischen Interaktion mit der Welt der Sterblichen.
Je nach Situation, Anforderung oder Notwendigkeit (Stichwort Sicherheit und Maskerade) wird die entsprechende Beeinflussung des Ziels eher beiläufig bzw. oberflächlich oder mit Bedacht und so solide wie möglich erfolgen. Ganz gleich, wie umsichtig und versiert ein Charakter bei der Beeinflussung von Sterblichen vorgeht: Er weiß, dass es für diese Art der Beeinflussung keine vollständige Sicherheit gibt. Ein gewisses Risiko, dass es zu unerfreulichen Überraschungen kommt, bleibt bestehen. Aufgrund des Risikos ist davon auszugehen, dass beeinflusste Sterbliche zumeist nicht im Nahbereich eines Kainiten eingesetzt werden, sondern vornehmlich in der Peripherie - als Handlanger, Informant, Zeitvertreib, Werkzeug, "Partner in Crime" oder als was auch immer. Manipulierte Menschen wissen in der Regel nichts oder nur wenig über die Welt der Kainiten und/oder ihren Auftraggeber.
Regeltechnisch handelt es sich bei beeinflussten Sterblichen um rein menschliche Figuren, sie tragen keinerlei Vor- oder Nachteilen wie es etwa Blutsdiener tun.
Blutgebundene Sterbliche: Blutsdiener / Ghule
Die Begriffe "Blutsdiener", "Diener", "Ghul" oder auch menschennahe Begriffe wie "Mitarbeiter" werden in der Spielwelt synonym verwandt.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum Begriff "Ghul": Die originale Spielwelt bezeichnet Blutsdiener üblicher Weise als Ghule, entsprechend verbreitet ist der Begriff. Liest man jedoch nach, was dieser Begriff in Mythologie und Literatur bedeutet, muss man postulieren, dass er von den Autoren der originalen Spielwelt eher unglücklich wenn nicht sogar unpassend gewählt wurde. In aller Kürze: Unter diesem Begriff wird u.a. ein "leichenfressender Dämon" verstanden - was, zumindest bezogen auf die Marburger Interpretation der Spielwelt, definitiv keine passende Umschreibung für einen Blutsdiener ist. Aus diesem Grund sollte, soweit möglich, dem treffenderen Begriff "Blutsdiener" oder ähnlichen, neutraleren Umschreibungen der Vorzug gegeben werden.
Blutsdiener sind Sterbliche, die durch das regelmäßige Trinken von Vampirblut in ein Blutsband geführt werden und auf diese Weise ein an den betreffenden Vampir gebundener Diener sind. Ein Blutsband hat weitreichende Auswirkungen auf das gebundene Individuum, ganz gleich, ob dies ein Mensch oder ein anderer Vampir ist. Bei einem Sterblichen als Ziel des Bandes sind die Auswirkungen jedoch eklatant. Das Blutsband begründet eine tiefe Verbundenheit und eine weitgehend unumstößliche Loyalität zu dem Herrn des Blutsbandes, die bis zur Selbstaufgabe und/oder der Selbstaufopferung gereichen kann. Ein Blutsdiener ist ein getreuer Gefolgsmann, ist "seinem" Vampir zu Diensten, kümmert sich aufopferungsvoll um dessen Belange und gibt sein Bestes, "seinem" Vampir gerecht zu werden. Diese Hingabe ist selbstredend keine echte, sie ist durch die mystische Macht, die Vampirblut innewohnt, erzwungen. Das Blutsband sorgt dafür, dass eigene Interessen, eigene Belange, eigene Überzeugungen, etc. in den Hintergrund treten und allein jene des Vampirs im Vordergrund stehen. Der über einen Blutsdiener herrschende Vampir wird in der Spielwelt "Domitor" bezeichnet.
Neben dieser starken seelischen und geistigen Veränderung, die ein Blutsband in einem Sterblichen hervorruft, treten weitere Effekte ein:
- Blutsdiener altern kaum bzw. stark verlangsamt und können - eine regelmäßige Versorgung mit vampirischem Blut vorausgesetzt - ein Alter erreichen, das weit jenseits der normalen Lebenserwartung eines Menschen liegt. Theoretisch sind Blutsdiener unsterblich, zumindest was einen natürlichen Tod anbelangt. Ein nicht-natürlicher Tod indes ist nicht ausgeschlossen.
- Blutsdiener sind weitgehend immun gegen Krankheiten, die die Menschheit plagen.
- Blutsdiener sind allgemein etwas stärker und widerstandsfähiger als normale Sterbliche.
- Blutsdiener können Verletzungen deutlich schneller heilen als dies auf natürliche Weise möglich wäre. Auch schwere und schwerste Verletzungen können teilweise überlebt werden, wenn der verletzte Blutsdiener eine zusätzliche Unterstützung durch Vampirblut erfährt. (Thema "Heilung" siehe letzter Abschnitt im Artikel Kampfsystem.)
- Blutsdiener müssen regelmäßig Vampirblut zu sich nehmen, ansonsten verfällt das Blutsband und mit ihm alle Effekte des Bandes. Wird ein Blutsdiener alle paar Wochen (im Schnitt etwa 1 x pro Monat, es gibt jedoch individuelle Unterschiede) mit Blut versorgt, gilt das Blutsband als aufrecht erhalten. Blutsdiener entwickeln über die Zeit eine zunehmende Abhängigkeit von vampirischem Blut. Das Verlangen nach Vampirblut bzw. eine steigende innere Unruhe, wenn über längere Zeit kein Vampirblut aufgenommen wurde, sind steter Begleiter eines gebundenen Dieners. Wird ein Blutsdiener nicht ausreichend mit Vampirblut versorgt, verfällt das Blutsband nach und nach. Ein verfallendes Blutsband führt zu fortschreitender körperlicher und seelischer Schwäche und Schmerz, dem Blutsdiener geht es zunehmend schlecht. Dieser Prozess kann bis in den Tod führen, vor allem, wenn der betreffende Blutsdiener bereits über Jahre oder gar Jahrzehnte unter dem Einfluss von Vampirblut stand.
- Blutsdiener nehmen mit dem Blut "ihres" Vampirs einige Eigenheiten und Anlagen, die dem Blut des Vampirs innewohnen, in sich auf. Auf diese Weise können Blutsdiener im Laufe der Zeit einige übernatürliche Gaben (sog. Disziplinen) erlernen. Das Potential dieser Kräfte ist zwar bei einem Blutsdiener geringer ausgeprägt als bei einem Vampir, aber nichts desto trotz handelt es sich um übernatürliche Fähigkeiten, die einem Blutsdiener besondere Kräfte verleihen und ihn deutlich von normalen Sterblichen abgrenzen. Mit dem Vampirblut wird nicht nur das Potential übernatürlicher Kräfte übertragen, es können auch clansspezifische Eigenheiten oder sogar charakterspezifische Eigenheiten mit dem Blut weitergegeben werden und sich auf den Blutsdiener auswirken. Dies betrifft v.a. Blutsdiener des Clans Nosferatu (über die Zeit körperlicher Verfall) und Blutsdiener des Clans Malkavian (über die Zeit auftretende mentale Auffälligkeiten).
- Das Blutsband führt zu einer mystischen Verbindung zwischen Blutsdiener und Kainit. Die Verbindung kann dazu führen, dass beide Figuren ein gewisses Gespür füreinander entwickeln und zumindest grob das Befinden des jeweils anderen wahrnehmen, auch über räumliche Distanz hinweg.
In der Spielwelt nehmen Blutsdiener eine bedeutende Rolle ein. Sie sind es, die im Nahbereich eines Kainiten wirken und sich um dessen relevante Belange kümmern. Es gibt verschiedene Aufgabenfelder, die Blutsdiener wahrnehmen: Assistenz im geschäftlichen oder persönlichen Bereich, Sicherheitspersonal, Vertrauensperson, Organisator und Sekretär, um einige zu nennen. Kainiten sind vielfach auf den Einsatz von Blutsdienern angewiesen, mindestens erleichtern Blutsdiener die Existenz von Kainiten erheblich. Blutsdiener in Dienst zu stellen, ist für die meisten Vampire normal bis selbstverständlich. Kainiten, die aus Überzeugung auf die Bindung von Sterblichen verzichten, müssen die im Alltag eines Kainiten zwangsläufig anfallenden Aufgaben und Anforderungen durch andere Kräfte (lediglich beeinflusste Personen, siehe oben) kompensieren und hierbei potentiell größere Herausforderungen und Risiken in Kauf nehmen.
Blutsdiener in Dienst zu stellen, bedeutet einen gewissen Aufwand an Ausbildung, Einarbeitung, Versorgung und Unterhalt, somit ist eine übersichtliche Anzahl an gebundenen Dienern die Norm. Übersichtlich bedeutet, dass die Anzahl an Blutsdienern zumeist im niedrigen bis mittleren einstelligen und nur selten im hohen einstelligen Bereich liegt. Da Blutsdiener einer regelmäßigen Versorgung mit Vampirblut bedürfen, ist die Anzahl an gebundenen Dienern ohnehin auf natürliche Weise begrenzt: Kein Kainit kann eine große Anzahl von Dienern sicher und dauerhaft mit seinem Blut unterhalten; Blut ist eine ebenso wertvolle wie begrenzte Ressource.
Kainiten wählen Sterbliche, die sie als Blutsdiener in ihre Dienste stellen, meist mit Bedacht. Das Etablieren eines Blutsdieners ist - nüchtern betrachtet - ein "Investment" in die eigenen Belange, daher will der Aufbau eines solchen Postens überlegt sein. Unausgereifte, aus einer Laune heraus getätigte "Schnellschüsse" finden sich eher selten, sind aber möglich. Vampire erachten ihre Blutsdiener als ihnen direkt zugehörig, als das Ihre, als ihre erweiterte Sphäre. Der rechtliche Rahmen der Spielwelt unterstreicht diesen Anspruch: Blutsdiener sind Besitz und Belang des Kainiten, an den sie gebunden und dem sie verpflichtet sind. Diese Regelung bedeutet einerseits, dass es per se als ungehörig gilt, ungefragt und unerlaubt Blutsdiener eines anderen Vampirs zu tangieren, andererseits bedeutet diese Regelung, dass ein Vampir für seine Blutsdiener - und auch deren Handlungen - verantwortlich ist. Sowohl die Relevanz von Blutsdienern als auch deren enge Verwicklung mit dem zugehörigen Vampir begründen ein oft "territoriales" Verhalten der Vampire hinsichtlich ihrer Blutsdiener: Wer sich an einem Blutsdiener vergeht, vergeht sich an dessen Herrn - was in der Spielwelt üblicher Weise zu einer entsprechenden Reaktion führt.
Natürlich gehen auch mit Blutsdienern gewisse Risiken einher, die ein Kainit eingeht, stellt er blutsgebundene Kräfte in seine Dienste. Das Blutsband ist jedoch ein sehr mächtiges Instrument, d.h. im Vergleich zu "nur" beeinflussten Sterblichen kann ein Kainit bei einem Blutsdiener von der maximal möglichen Sicherheit bzw. Loyalität der betreffenden Person ausgehen. Das Risiko von Blutsdienern besteht vornehmlich darin, dass sie oft über weitreichende Kenntnisse über die Welt der Kainiten und auch über "ihren" Vampir verfügen und somit ein lohnendes Ziel für mögliche Kontrahenten oder Feinde sind. Ganz davon zu schweigen, dass man Kainiten empfindlich treffen kann, schaltet man ihre etablierten Gefolgsleute aus.
Kainiten erachten ihre Blutsdiener in der Regel als wertvolle Ressource, was jedoch nicht mit der Frage in Zusammenhang steht, wie Vampire ihre (oder auch fremde) Blutsdiener behandeln. Hier lässt die Spielwelt bewusst ein breites Spektrum zu. Zumindest in den Reihen der Camarilla kann man wohl davon ausgehen, dass Blutsdiener mehrheitlich vertretbar behandelt werden. Als Orientierung bzw. Vergleich: Der Chef einer Firma verlangt, dass der Laden läuft, dass Leistung erbracht und Gewinn erwirtschaftet wird, Säumnisse und Fehler werden behandelt und sollten sich nicht wiederholen, ansonsten drohen Konsequenzen. Es ist jedoch auch jede andere Form von Umgang im Gefüge Blutsdiener <> Vampir denkbar, auch extreme. Die Frage, wie ein Kainit Blutsdiener sieht und behandelt, ist eine sehr individuelle - und hat, mindestens indirekt, Spielrelevanz. Bedeutet: Jeder Spieler sollte sich zu dieser Frage Gedanken machen und sie für den von ihm dargestellten Charakter beantworten.
Allgemein gilt in der Spielwelt: Sterbliche und Blutsdiener werden nicht als Teil der vampirischen Gesellschaft angesehen. Es gibt nicht wenige Kainiten, die ihnen mit einer gewissen Arroganz, Ignoranz oder Gleichgültigkeit begegnen. So stehen die meisten der sterblichen Figuren / blutsgebundenen Sterblichen am Rande der Gesellschaft, im Hintergrund, obwohl - bei näherer Betrachtung - es eigentlich genau diese Kräfte sind, die viele relevante Belange der Spielwelt bedienen und am Laufen halten. Diese verzerrte und letztlich unfaire Lage ist gewollter Bestandteil der Spielwelt. Ob sich ein Charakter dieser Situation bewusst ist (betrifft Blutsdiener als auch Kainiten), sollte man sich als Spieler überlegen.
Insgesamt sind Blutsdiener unerlässliche Kräfte in der Spielwelt, die jedoch oft missachtet, übergangen und ausgenutzt werden.
Ein Kainit weiß im Übrigen sehr genau, was er einem Sterblichen antut und abverlangt, wenn er ihn in seine Dienste stellt und durch sein Blut bindet. Nur den jüngsten und unerfahrensten Vampiren kann diesbezüglich eine entschuldigende Unkenntnis zugeschrieben werden. Mit Gabe seines Blutes und dem parallel entstehenden Blutsband sieht und spürt ein Kainit, was für eine Veränderung sein Blut in dem betreffenden Menschen hervorruft: Die Involution eines vormals eigenständigen Individuums, welches mehr und mehr von einer erzwungenen Verbindung überlagert bzw. okkupiert wird. Der Kainit weiß auch, dass er einen Menschen, der vermutlich bis dato ein völlig normales Leben geführt hat, aus dessen Leben gerissen und in seine düstere Welt geführt hat. Es kann sein, dass ein Mensch den Prozess der Etablierung eines Blutsbandes nicht überdauert. Der werdende Blutsdiener kann seelische, geistige oder körperliche Schäden davon tragen und daran zu Grunde. Auch dies ist einem Vampir bewusst. Wie ein Kainit mit diesem Wissen umgeht, in wieweit es sein Vorgehen bei der Etablierung von blutsgebundenen Kräften beeinflusst und wie dieses Wissen sich auf seinen Umgang mit seinen eigenen Blutsdienern auswirkt, ist charakterspezifisch. Auch in dieser Frage erlaubt die Spielwelt jede nur erdenkliche Varianz. Abschließend sei festgehalten: Ein Kainit weiß, was es bedeutet, einen Menschen in ein Blutsband zu führen. Es gibt diesbezüglich keine ahnungslosen Vampire - potentiell aber solche, die gut verdrängen.
Regeltechnisch werden Blutsdiener über den Hintergrund "Gefolgsleute" bezogen, siehe Hintergründe.
Sterbliche Charaktere im Spiel
Sterbliche Charaktere sind fester Bestandteil der Spielwelt und können/sollen auch im LARP eine Umsetzung finden. Das bereichert und ergänzt die Spielwelt definitiv. Oft werden sterbliche Figuren als reine "Nebenrolle" und wenig lohnenswert erachtet. Diese Annahme wird der Situation allerdings nicht gerecht: Auch mit sterblichen Figuren - sogar als langfristig angelegte Charaktere - ist ein dichtes und spannendes Spiel möglich. Soweit das Setting der Spielwelt und das Spieldesign unserer Gruppe es erlauben, unterstützen wir das Spiel mit sterblichen Figuren, um diesem Spielbereich Raum und Möglichkeiten zu bieten.
Die Charaktererstellung und Charakterentwicklung sterblicher Figuren orientieren sich an jenen von vampirischen Charakteren. ⇒ Charakter & Charaktererschaffung
Hinsichtlich besonderer Fähigkeiten und Disziplinen gilt für sterbliche Charaktere folgende Handhabe:
Ungebundene oder beeinflusste Sterbliche verfügen über keinerlei besondere Merkmale oder Fähigkeiten. Es handelt sich um normale sterbliche Figuren.
Blutsgebundene Sterbliche entwickeln durch das Blutsband besondere Eigenschaften und einige übernatürliche Fähigkeiten, im engeren Sinne Disziplinen. Aufbau und Erhalt dieser Merkmale und Fähigkeiten setzen ein vollständiges Blutsband und eine weitere regelmäßige Versorgung mit vampirischem Blut voraus. Die einmalige Aufnahme von Vampirblut oder eine nur sporadische Versorgung genügen nicht. Die Entwicklung bzw. das Erlernen von übernatürlichen Fähigkeiten unterteilt sich auf zwei Bereiche, nämlich körperliche Disziplinen und Clansdisziplinen des Domitors:
- Körperliche Disziplinen: Unabhängig von der Clanszugehörigkeit des Domitors erlangen Blutsdiener ein bis zwei körperliche Disziplinen - hierunter fallen Seelenstärke, Stärke oder Geschwindigkeit. Diese Disziplinen bilden regeltechnisch ab, dass ein blutsgebundener Mensch widerstandsfähiger, kräftiger, ausdauernder, etc. ist als ein gewöhnlicher Mensch. Diese Fähigkeiten entwickeln sich weitgehend automatisch, sobald ein vollständiges Blutsband etabliert ist und regelmäßig unterhalten wird. Eine spezielle Ausbildung ist für diese Fähigkeiten nicht zwingend nötig, aber hilfreich, um die Fähigkeiten zu begreifen und sicher einzusetzen.
- Clansdisziplinen: Zusätzlich können Blutsdiener im Verlauf ihrer Existenz weitere übernatürliche Fähigkeiten entwickeln. Die Möglichkeiten richten sich hierbei nach der Clanszugehörigkeit des Domitors. Ob und wenn ja welche Clansdisziplinen der Blutsdiener über die Jahre und Jahrzehnte entwickelt, lässt sich nicht beeinflussen. Sie entwickeln sich nicht automatisch, sondern bedürfen der Ausbildung durch den Domitor oder einen anderen Charakter, der über die betreffende Fähigkeit verfügt und diese lehren kann.
Übernatürliche Fähigkeiten / Disziplinen sind bei Blutsdiener in der Regel auf Stufe 1 begrenzt. Teilweise ist eine Steigerung auf Stufe 2 möglich, dies ist aber von verschiedenen Faktoren abhängig: Beispielsweise vom Alter des Blutsdieners (gemeint die Zeitspanne, die er unter dem Einfluss vampirischen Blutes steht), von der Generation des Domitors (je mächtiger das Vampirblut, das einen Blutsdiener nährt, desto potenter die Anlagen, die er mit dem Blut erhält), von dessen Ausbildung (je mehr Unterstützung ein Blutsdiener durch seinen Domitor erfährt, desto mehr Potential kann er entwickeln) und letztlich auch von Faktoren, die dem Sterblichen innewohnen, wie natürliche Begabung, körperliche Konstitution oder geistige Eigenschaften.
Einschränkungen im Kontext der Spielwelt: Nicht alle in der Spielwelt vertretenen übernatürlichen Fähigkeiten und Disziplinen sind gleicherweise gut bzw. sinnvoll auf eine Anwendung durch einen sterblichen Charakter portierbar. Hier sind aus logischen Gründen einige Einschränkungen gegeben und/oder Anpassungen der Fähigkeiten nötig. Die Abstimmung erfolgt fallbezogen zwischen Spieler und Spielleitung.
Wird ein Blutsdiener im Laufe seiner Existenz gezeugt und selbst zum Vampir (Erschaffung), so bleiben dem Charakter die bis zur Wandlung aufgebauten übernatürlichen Fähigkeiten in Teilen oder sogar zur Gänze erhalten; dies wird im Einzelfall besprochen und definiert. Während der sterblichen Zeit aufgebaute Fähigkeiten / Disziplinen gehen jedoch mit der Zeugung nicht als (zusätzliche) Clansdisziplinen in die neu erschaffene vampirische Figur über.
Der Vollständigkeit halber an dieser Stelle ein Wort zu blutsgebundenen tierischen Gefährten: Grundsätzlich gilt für sie der gleiche Rahmen wie für blutsgebundene Sterbliche gegenüber ungebundenen / normalen Sterblichen. Blutsgebundene Tiere verfügen im Vergleich zu ungebundenen Artgenossen über eine - in Maßen - höhere Widerstandsfähigkeit, Ausdauer, Kraft und Regenrationsfähigkeit. Regeltechnisch wird dies vereinfacht abgebildet, indem blutsgebundene Tiere über Seelenstärke Stufe 1 verfügen, wobei jeweils Artgenossen als Referenz dienen und nicht menschliche oder vampirische Figuren. Weiterhin ist das Element des Blutsbandes gerade bei Tieren relevant, denn sie tragen eine ausgeprägte, natürliche Scheu vor Vampiren in sich. Die enge Verbindung, die ein Blutsband generiert, schafft oft überhaupt erst die Möglichkeit eines Umgangs mit einem Tier und begründet eine tiefe Loyalität zum Domitor.
Hinweis: Die hier aufgeführte Systematik bzgl. übernatürlicher Fähigkeiten von sterblichen Figuren / Blutsdienern ist aktuell in der Erprobung. Je nach Erfahrungen im Verlauf des Spiels erfolgt ggf. eine Anpassung des Systems, z.B. wenn Unebenheiten hinsichtlich der Spielbalance auffallen.